Filme sind eine wichtige Sozialisationsinstanz von Kindern und Jugendlichen: Hier sehen sie unterschiedlichen Familien bei der Bewältigung ihres Alltags zu, hier werden Menschen in Situationen gezeigt, die sie selbst aus ihrem Leben nicht oder nur andeutungsweise kennen. So wie die Welt im Film erscheint, ist sie als eine mögliche dargestellt. Darüber, was wir für möglich halten, entscheidet nicht nur unsere lebensweltliche Erfahrung, sondern auch unsere Erfahrungen mit laufenden Bildern. Die Bilder im Kopf sind nicht immer und wahrscheinlich nicht einmal prioritär für die Entwicklung von Menschen- und Rollenbildern verantwortlich. Ganz sicher sind sie aber beteiligt daran. Zu unserem Menschenbild gehören Vorstellungen von
aber auch Einstellungen und Ausprägungen von
und vieles mehr. Es soll hier keine vollständige Aufzählung gegeben werden, sondern mit Hilfe dieser unterschiedlichen Aspekte nur gezeigt werden, wie grundlegend unser Menschenbild für die alltägliche Orientierung ist. Eine eigenverantwortliche und gemeinschaftsfähige Persönlichkeit kann man vor diesem Hintergrund nur entwickeln, wenn das Menschenbild, das man vorgelebt bekommt und das medial inszeniert wird, Eigenverantwortung und Gemeinschaftsfähigkeit umfasst. Die Möglichkeit zu einer solchen Entwicklung, die man als positive Jugendentwicklung bezeichnen kann, wird gesellschaftlich geschützt durch beispielsweise das Jugendschutzgesetz. Das bedeutet, dass bereits ein solches Gesetz ein ganz bestimmtes Menschenbild impliziert, nämlich dass ein Mensch von Geburt an entwicklungsfähig ist und zukunftsoffen „angelegt“ ist. Wenn man sich mit Motiven von Figuren in Filmen beschäftigt, wird man immer auch einen Rekurs auf ein spezifisches oder diffus wahrgenommenes Menschenbild machen. In der hier entwickelten Unterrichtseinheit soll nicht nur die Analyse von Bildern vom Menschen in den Filmen von Interesse sein, sondern auch eine Auseinandersetzung über wichtige Leitvorstellungen vom Mensch in der Philosophie und der Psychologie angestoßen werden. Solcherart Leitvorstellungen durchziehen das Feuilleton und die populärwissenschaftlichen Publikationen und finden selbst in Talkshows oft ihren Niederschlag, wenn die Mutter der Supernanny beichtet, dass sie sich nicht mehr unter Kontrolle habe und sie im „Unterbewusstsein“ das Kind ablehne, das sie zu erziehen nicht in der Lage ist, dann bezieht sie sich – wenn auch mit einer falschen Begrifflichkeit – auf Sigmund Freuds Menschenbild.
Medien analysieren und bewerten
Wirkungen von Medien in der digitalen Welt analysieren und konstruktiv damit umgehen
Medien in der digitalen Welt verstehen und reflektieren
Chancen und Risiken des Mediengebrauchs in unterschiedlichen Lebensbereichen erkennen, eigenen Mediengebrauch reflektieren und gegebenenfalls modifizieren
Hinweis: Nähere Informationen zu den Kompetenzbereichen und dem Unterrichtsmaterial finden Sie in der „Didaktischen Landkarte“ im Bereich „Didaktik“.
Eine Doku-Soap auf Video ansehen und darüber nachdenken: Den Schülerinnen und Schülern wird der Auftrag gegeben, am Abend (eines beliebigen Wochentages) eine Doku-Soap anzuschauen. Am besten wird vorab gesammelt, was die Schülerinnen und Schüler kennen und welche die bevorzugten Soaps sind. Sie erhalten einen Beobachtungsauftrag:
In der Schule werden die Ergebnisse der einzelnen Schülerinnen und Schüler mit den Ergebnissen der anderen verglichen – es können sich jeweils Gruppen zu einer bestimmten Sendung finden. Erst danach werden die Ergebnisse des Nachdenkens der ganzen Klasse vorgestellt. Man kann diese Ergebnisse auch auf Plakaten festhalten und aufhängen, um später immer beispielhaftes Material in der Klasse zu haben.
Das Konzept der Doku-Soap sollte spätestens am Ende der Betrachtung vorgestellt oder diskutiert werden: Es handelt sich dabei um eine Form des sogenannten Reality-TV, in der die gezeigten ("dokumentierten") Personen in dramatisch inszenierter, unterhaltender Weise dargestellt werden.
Aktuelle Sendungen aus dem Fernsehen, z. B. „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ (RTL), „Hartz und herzlich - Tag für Tag“ (RTL II) oder „We Are Family! So lebt Deutschland“ (ProSieben)“
Gemeinsam einen Film sehen: In der Klasse wird der Kurzfilm „Schwarzfahrer“ gesehen –ein oscarprämierter Klassiker von Pepe Danquart, der stilsicher und pointiert die Möglichkeiten des Kurzfilms ausschöpft.
Gemeinsam wird der Film analysiert:
Es ist oft nicht genau zu sagen, welches Menschenbild einem Film zugrunde liegt, weil die verschiedenen Figuren und die Sicht des Erzählers bzw. der Kamera und die Sicht des Regisseurs nicht dieselbe sein müssen.
Computer mit Internetzugang
Monitor, Beamer oder anderes Projektionsgerät
Video: „Schwarzfahrer“ (12:38)
Aufgabenblatt: „Menschenbilder im Film“ (DOC)
Zunächst kann die Frage in der Klasse gestellt werden, ob eine Dokumentation wie das Dschungelcamp gegen die Menschwürde verstößt. Was meinen die Schülerinnen und Schüler dazu? Welche Auffassungen zur Menschenwürde haben sie? Ein kurzes Brainstorming genügt. Zur Anregung kann das Video „Verstößt das Dschungelcamp gegen die Menschenwürde?“ geschaut werden.
Erarbeitung des Begriffs „Menschenwürde“: Die Schülerinnen und Schüler können sich auf den Seiten „menschenrechte“ den Text zur „Menschenwürde“ oder auf den Seiten der Bundeszentrale für politische Bildung zu verschiedenen Konzepten der Menschenwürde informieren. Sie stellen die unterschiedlichen Konzepte in einer Übersicht zusammen. Die Vorlage „Menschenbilder – Menschenwürde“ kann ebenfalls zur Vertiefung dienen.
Am Ende der Auseinandersetzung mit verschiedenen Begriffen und Vorstellungen zur Menschenwürde kann man die Frage auf Erfahrungen mit Bildern in der alltäglichen Lebenswelt ausdehnen. Wie ist das mit der Werbung, mit Bildern in der Werbung? Wann wird die Würde berührt?
Computer mit Internetzugang
Monitor, Beamer oder anderes Projektionsgerät
Video: „Verstößt das Dschungelcamp gegen die Menschenwürde?“ (01:35)
„Menschenrechte: Menschenwürde“
„Bundeszentrale für politische Bildung: Menschenwürde“
Vorlage: „Menschenbilder – Menschenwürde“ (PDF)
Die Schülerinnen und Schüler sollten nach der Auseinandersetzung mit kulturellen Begriffen auch darüber nachdenken, welche Vorstellungen sie selbst mit Würde verbinden. Was bedeutet Würde für Schülerinnen und Schüler im Alltag? Sie können mit dem im Aufgabenblatt „Würde im Alltag“ dargestellten Platzdeckchen die Wünsche und Vorstellungen in Kleingruppen abfragen. Darauf aufbauend können auch noch einmal die Regeln des Zusammenarbeitens in der Klasse und der Schule thematisiert werden.
Plakat (DIN A 3, farbiges Papier), Karteikarten (grün, rot und gelb) und Filzstifte
Aufgabenblatt: „Würde im Alltag“ (DOC)